Isar München Isarplan 2.0

Der Isarplan 2.0, das Nachfolge-Projekt der LH München

Auf dieser Seite informieren wir über den Stand des Vorhabens (vor 2012) eines Isarplan 2.0 durch die LH München, zu dem es schon eine Reihe verwaltungsinterner Workshops gab sowie Vorüberlegungen unter Einbeziehung eines Arbeitskreises, bestehend aus Urbanauten und Münchner Forum.

Der Streckenabschnitt für den Isarplan 2.0 reicht vom Deutschen Museum bis zum Maximilianäum, die Münchner Isarinseln inbegriffen. Das Leitbild hierbei orientiert sich vorrangig am Begriff der Rekultivierung, im Gegensatz zum ersten Isarplan-Projekt, das sich auf den südlichen Abschnitt der Isar in München erstreckte, zwischen Großhesseloher Brücke und dem Deutschen Museum, für das unter dem Stichwort Renaturierung der Flaucher in München zum Leitbild einer naturnäher gestalteten Isar erklärt wurde.

Nun ist es wichtig, diese beiden Streckenabschnitte klar voneinander zu unterscheiden. Forum und Redaktion Die neue Isar setzen sich sowohl für eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Isarplan ein (mehr dazu unter dem Link www.die-neue-isar.com/isarrenaturierung/isarplan), als auch für ein möglichst hohes Maß an Transparenz und Bürgerbeteiligung beim künftigen Isarplan 2.0, bei dem wir uns dafür engagieren, die Münchnerinnen und Münchner auf breiterer Basis als bisher zu beteiligen und mit ihren Ideen, Anregungen und Vorschlägen direkt zu beteiligen.

Über den ursprünglichen Isarplan informieren die ersten drei Bände der Reihe Die neue Isar umfangreich und detailliert, worin sich viele Hintergründe dargestellt finden, die man bisher aus Presse und anderen Medien noch nicht kennt (Die Isarplan Trilogie wird ausführlich vorgestellt unter dem Link www.die-neue-isar.com/die-neue-isar).

Weitere Hintergrund-Information zu genannten Themengebieten und ebenso noch zu anderen, hinsichtlich der Isar, sowie die Möglichkeit, auch selbst Beiträge zu veröffentlichen auf unserem Isar-Blog unter www.die-neue-isar.com/isarrenaturierung/isar-muenchen-isar-blog.

 

 

Der Ende August 2012 erschienene Band 4 Die neue Isar befasst sich nun schwerpunktmäßig mit dem künftigen Isarplan 2.0 befassen,

und auch in den weiteren Bänden dieser Reihe werden wir fortlaufend und detailliert über dieses Projekt berichten, das von der Landeshauptstadt, zumindest vorläufig, wieder auf Eis gelegt wurde.

Zu den Entwicklungen und Überlegungen an der Münchner Isar interessiert uns ganz grundsätzlich auch Ihre Meinung. Besonders innovative Ideen und Vorschläge stellen wir hier gerne auf dieser Seite dar und bieten diesen so ein öffentliches Forum. Die besten darunter können außerdem in die Isarbücher der Reihe aufgenommen werden.

 

Band 4 Die neue Isar, Das erste Buch zum Isarplan 2.0, dem Nachfolge-Projekt der LH München

Band 4 der Flußbuch-Reihe Die neue Isar

Band 4 dokumentiert und hinterfragt erste Vor-Überlegungen zum Isarplan 2.0, dem Nachfolgeprojekt, dessen avisierte Strecke vom Deutschen Museum bis zum Maximilanäum reicht, und geht dabei den Fragen nach, wie natürlich, wie urban dieses Herz Münchens werden soll, mit wieviel echter Transparenz und Bürgerbeteiligung bisher zu rechnen ist und wie sich beides noch verbessern ließe.

Auch dieser Band bezieht – wie alle anderen der Buchreihe – die Gesamt-Isar thematisch ein, diskutiert grundsätzliche Fragen, die auch für andere Flüsse und Kommunen gleichsam von Belang sind – wie vor allem das Vorhaben, im Zuge der sog. Energiewende, die Wasserkraft-Nutzung an bayerischen Flüssen weiter auszubauen, und spannt so den Bogen von flußfachlichen, historischen und journalistischen Beiträgen über literarische – zu geisteswissenschaftlichen Texten. Damit ist auch Band 4 wieder ein unvergleichliches Standardwerk für alle Fluß- (insbesondere Isar-) Liebhaber: mit Texten u.a. von Siegfried Benker (Fraktionsvorsitzender der Münchner Grünen), Reinhard Falter (Gründer und Leiter des Instituts für naturphilosophische Praxis), Dr. Betina Best (Kunsthistorikerin), Silvia Rothe (Dokumentarfilmerin), Peter Klimesch (Isarbuch-Autor), Dr. Josef Paukner (Arbeitsgemeinschaft bayerischer Fluß-Allianzen), Stefan Brönnle (Geomant und Leiter  der HAGIA CHORA – Schule für Geomantie), Georg Jochum (Soziologe), Michael Angermeier (Flößer-Meister), Helmut Ruge (Kabarettist), Tatjana Kerschbaumer (Poetin), Doris Fuchsberger (München-historische Stadtführerin) und Ralf Sartori.

 

 

Der Isarplan 2.0

und die ewige Frage nach der Bürgerbeteiligung

 (Auszug aus Band 4 Die neue Isar)

 

Zu den fluß-, bzw. fluß-städtebaulichen Maßnahmen des Isarplans, der 2011 als Projekt offiziell abgeschlossen worden war, soll nun, bis 2013, darüber nachgedacht und diskutiert werden, wie diese an der Münchner Isar, weiter nach Norden, fortgeführt werden könnten. Im Zentrum dieser Überlegungen, zu denen bereits stadtrats- und verwaltungsinterne Workshops durchgeführt wurden, steht jedoch dabei erst einmal nur der innerstädtische Bereich zwischen Deutschem Museum und Maximilianeum.

Das Planungsreferat hat hierzu den Auftrag erhalten, eine Art Rahmenplanung zu entwickeln, die dann zur Diskussion und Entscheidung an den Stadtrat gehen soll. Der „Aspekt der Bürgerbeteiligung“ hierzu wurde immerhin über eine gemeinsame Arbeitsgruppe des „Münchner Forums“ und der „Urbanauten“ – mit dem Titel „Isarlust“ – abgedeckt, zu der bei jedem Treffen durchaus interessante Fachreferenten aus dem Stadtrat, den städtischen Behörden, von Umweltverbänden und bedeutenden Münchner Kultur-Institutionen geladen waren. Und in der Regel schrieb im Nachhinein auch die Süddeutsche Zeitung etwas darüber. Doch leider wird von offizieller Seite die Bürgerbeteiligung nach wie vor noch sehr einseitig als reine Informationsveranstaltung aufgefaßt (abgesehen davon, daß zudem Zeitungsartikel heutzutage alles andere als detailversessen sind). Und zum anderen – dort, wo es bereits gute Ansätze zu realen Einbindungsmöglichkeiten gibt, wie eben in genanntem Arbeitskreis, der hier auch wirklich Vorbildliches geleistet hat, erreicht ein solches Wirken nur einen kleinen, oft vom reinen Zufall abhängigen Personenkreis, welcher sich, hinsichtlich der über die Mitgliedschaft entscheidenden Gemeinsamkeit, vor allem darüber definiert, aus welchen Gründen auch immer, im Einladungsverteiler der betreffenden Institutionen gelandet zu sein.

Nun läßt sich durchaus nachvollziehen, daß ein Arbeitskeis, auch, wenn es sich wie hier, um einen offenen handelt, nur dann funktionieren kann, wenn er nicht zu einer Massenveranstaltung wird. Doch bräuchte es genau deshalb noch weitere institutionelle Bindeglieder zum Gros der Münchner Bevölkerung, die in beiden Richtung durchlässig zu sein hätten, d.h. daß diese nicht nur eine informierende Funktion haben dürften, sondern auch darauf ausgerichtet sein müßten, den Diskussionsprozeß in eine breite Öffentlichkeit zu tragen, beispielsweise in die vorhandenen Stadtteilhäuser und Bürgerzentren, und den sich auf dieser Ebene herauskristallisierenden Bürgerwillen wiederum zurückzuleiten hätten an Arbeitsgruppe, Verwaltungen und letztendlich zum Stadtrat. Nur ein solches Vorgehen würde die Bezeichnung Bürgerbeteiligung in nachvollziehbarer Weise gerechtfertigt erscheinen lassen. Gemessen daran, muß man aber leider feststellen, daß es in München, weder auf Verwaltungs- noch auf politischer Ebene, so etwas wie eine echte Bürgerbeteiligung gibt.

Dazu kommt der längst überfällige Schritt zur versprochenen Transparenz (unter dem Stichwort: „Gläserne Verwaltung/ Informationsfreiheitssatzung“). Zwar haben die Münchner Bürger gemäß des entsprechenden Stadtratsbeschlusses vom April 2010 das Recht zugesprochen bekommen, jederzeit Auskünfte über Vorhaben und Planungen der städtischen Verwaltungen – auf Nachfrage – zu erhalten, doch eben nur auf Nachfrage. Dazu müssten die MünchnerInnen aber überhaupt erst einmal erfahren, welche Vorhaben es auf Verwaltungs-Ebene gibt. Würde man den Anspruch auf Bürgerbeteiligung ernsthaft und glaubwürdig vertreten, stünden das Rathaus und die Stadtverwaltungen, insbesondere das Planungs- und das Baureferat hier primär in einer Bringschuld. Denn um Fragen stellen zu können, bedarf es der Kenntnis dessen, was es näher nachzufragen gäbe.

Warum werden also die Ergebnisse intern durchgeführter Workshops zu Vorüberlegungen und der Ideenfindung hinsichtlich städtebaulicher Veränderungen, nicht detailliert ins Internet gestellt, gekoppelt mit einer Dialog-Plattform, bzw. einem Bürger-Blog? Das wäre ohne nennenswerten Aufwand möglich, doch nicht einmal das findet statt; weshalb man nicht vorbeikommt an dem Resummé, daß hier weder die städtischen Referate ihrem Auftrag zu mehr Transparenz, noch die Politik im Rathaus ihrem vorgeblichen diesbezüglichen Anspruch, gerecht werden.

Aber zurück, zum Isarplan-2-Abschnitt, dem innerstädtischen und unbestrittenen stadtplanerischen Filet-Stück der gesamten Münchner Isar-Strecke. Hier sollte, erklärtermaßen, nach dem vorläufigen Abschluß der überwiegend auf Renaturierung zielenden Maßnahmen in den südlicher gelegenen Bereichen der ersten Isarplan-Strecke, nun das Thema „Re-kultivierung“ im Vordergrund stehen, wie es bereits ein Jahr vorher in Band 1 Die neue Isar angeregt wird.

Dabei kommen natürlich verstärkt neue Leitbild-Vorstellung ins Spiel: vornehmlich urbane (was in einem möglichst breit angelegten Prozeß zu diskutieren und noch näher zu definieren wäre). Von Aufenthaltsqualitäten – im allgemeineren Sinne – war im Arbeitskreis viel die Rede, davon wiederum abgeleitet, ging es um Begriffe wie „Flanieren“, „Schaulust“, „nicht nutzungsdefinierte Verweil-Orte“, die Förderung „städtischer Vielfalt“, etcetera.

 

Doch an ganz zentraler Stelle sollte eigentlich erst einmal über die Notwendigkeit diskutiert werden, im Zusammenhang mit der Ideenwelt der Urbanität, klare Unterscheidungen zu treffen, zwischen nicht erwünschten Formen der Kommerzialisierung und der Förderung einer gesunden, weil vielfältigen kleingewerblichen Stadt-Landschaft, was ja geradezu das Urbane mit ausmacht, vor allem im gastronomischen Bereich. Auch darüber wurde zumindest gesprochen. Denn immer wieder reflexartig alles in dieser Richtung generell als Kommerzialisierung zu tabuisieren und damit pauschal als unerwünscht abzutun, disqualifiziert diejenigen, die so argumentieren, bereits im Ansatz, wenn es um die Aufwertung urbaner Qualitäten unserer Innenstädte geht. Wir brauchen endlich klare begriffliche Unterscheidungen zwischen einer problematischen und sterilen Großevent-`Kultur´ und einer wünschenswerten selbstorganisierten, eigenbestimmten und daher nachhaltigen Individualkultur (wie Kleinkunst, vor allem in dieser Hinsicht engagierte Kneipiers, Hinterhof-Theater, private Stadtteil- und Nachbarschafts-Initiativen, Urban Gadeners, Isar-Surfer, Straßen-Musiker, etc.); hierzu müßten dringend die teils absurden und in vielen Bereichen zumindest überzogen erscheinenden bürokratischen Hürden abgebaut, und, im Sinne der anzustrebenden Verhältnisse, auch ganz gezielt gefördert werden.

Schnell kam im Rahmen des Arbeitskreises „Isarlust“, der übrigens vom Fraktionsvorsitzender der Grünen im Münchner Stadtrat, Siegfried Benker, maßgeblich mit initiiert worden war (Er ist auch der Autor des vorangegangenen Isar-Artikels.), hingegen der Gedanke in die Diskussion, die prominenten (Kultur- und/ oder Technik-)Tempel in diesem städtischen Isarabschnitt miteinander verbinden zu wollen, als da sind: das Deutsche Museum (möglicherweise bald mit neuem Konzertsaal), der Gasteig, das Müllersche Volksbad, die Muffathalle, das Europäische Patentamt, die Lukaskirche, zwei Gymnasien, das Max-Werk und das Maximilianeum.

Die meisten dieser Bauwerke entstammen dem 19. Jahrhundert, als bewußt geplante Bestandteile eines zur damaligen Gründerzeit auch technikorientierten Kulturraums an der innerstädtischen Isar im Herzen Münchens, das heute vom Verkehrs-Infarkt chronisch bedroht ist. Man fragte sich, wie man diese Inszenierung wieder als Ganzheit ins Bewußtsein der heutigen MünchnerInnen bringen könnte – und was hierbei ein verbindendes Element darstellen würde. Fragen, die in dieser Arbeitsgruppe reichlich Diskussionsstoff  boten. Doch blieb hierbei erwartungsgemäß ein zentraler Punkt weitgehend ausgespart, sicherlich, weil politisch ein Reizthema und nur schwer durchzusetzen: jener der dazu notwendigen verkehrspolitischen Eingriffe. Denn jene isolierten Tempel-Anlagen erscheinen in diesem Stadtbereich wie einzelne Rosinen in einem fehlenden Kuchen. Es fehlt ganz einfach der atmosphärische Kitt aus urbaner Beschaulichkeit und regem öffentlichen Leben, u.a. mit einer vielvältigen Kaffeehaus-Kultur. Denn genau dieser Kitt ist es doch, der das Urbane ausmacht, Verweilqualitäten schafft und zu musevollen Spaziergängen einlädt.

Wer geht denn heute schon noch gerne vom Viktualienmarkt bis zum Gasteig zu Fuß? Ein ohrenbetäubender wildreißender/ wahlweise gestauter stinkender Verkehrs-Kanal wird einem solche Ideen gleich wieder austreiben. Wann finden wir aber endlich den Mut, unsere Verkehrsadern wenigstens so weit zu renaturieren, daß sie neben den an sie gestellten Mobilitäts-Anforderungen auch Verweilqualitäten bieten und den Fluß des Lebens wieder aufnehmen, anstatt reine Durchleitungsfunktionen zu erfüllen? Isarbegleitende Straßen müßten zumindest teilweise verkehrsberuhigter werden, um ihre einstigen großstädtischen Boulevard-Funktionen wieder aufnehmen zu können. Allenfalls wurden dazu aber nur Überlegungen zu temporären Maßnahmen geäußert, wie an Sonntagen autofreie Zonen einzurichten. Um einschneidendere Veränderungen zu erreichen, bedürfte es wohl ebenfalls einer großangelegten Bürgerbeteiligung, jedoch nicht wieder nur über die zuständigen Bezirksausschüsse, die natürlich vorrangig die Anwohnerinteressen vertreten, sondern eine, die den politischen Willen aller MünchneInnen berücksichtigt. Da es sich hier ja schließlich um einen städtebaulichen und kulturellen Herzbereich der Stadt München handelt. (Natürlich müßte als längst überfällige Begleitmaßnahme zu möglichen gravierenderen verkehrspolitischen Eingriffen, der überteuerte öffentliche Nah-Verkehr der MVG, dessen Gesamt-Angebot vielfach stark zu wünschen übrig läßt, deutlich verbessert und vor allem wieder günstiger und für die Massen erschwinglich gemacht werden.)

Wenn wir heute beispielsweise das Gros der Konzertbesucher beobachten – die meisten kommen direkt aus der U-Bahn und verschwinden nach der Veranstaltung unverzüglich wieder dorthin, anstatt noch ein wenig genußvoll zu flanieren (denn wo wäre unter gegenwärtigen Bedingungen ein solcher Genuß möglich?), zwischendurch ins Kaffeehaus (aber wo?) einzukehren, wo man sich beispielsweise gerne mit Freunden verabredet hat oder nach dem Theaterbesuch in einem eleganten Restaurant den Abend oder die Nacht ausklingen läßt. Was, wenn nicht genau das, ist Urbanität? Sicherlich nicht, daß man sich einen Event nach den anderen aus den Fingern saugt, um wieder einmal mit einer Großveranstaltung, einem weiteren vom Veranstalter vorgefertigten Isarfest beispielsweise, die Massen anzieht und mit ihnen diese städtischen Abschnitte für kurze Zeit überflutet, nur damit danach wieder alles wie zuvor seinen fehlenden Gang nimmt. Urbanität läßt sich nicht durch solche vereinzelten künstlichen Groß-Aktionen erzwingen, bei denen an zwei Tagen im Jahr die Menschen wie eine Heuschreckenplage einfallen, im Massenbetrieb an diversen Imbiß-Ständen abgefertigt werden und dann wieder verschwinden. Was ist Urbanität denn anderes als, im günstigsten Falle, ein kunstvoll gelungenes und vor allem nachhaltiges Gewebe und Ineinandergreifen verschiedenster Interessen, Nutzungen und menschlicher Ausdrucksformen auf dicht besiedeltem Raum – also letztlich doch als ein organischer Gegenpol zur Bio-Diversität: Kultur-Diversität im weitesten Sinne? Und ein vielfältiges individual-gewerbliches Leben in der Stadt ist gewiß keine Kommerzialisierung. Es ist nur natürlich, wünschenwert, bringt Vielfalt und Lebendigkeit wieder dorthin zurück. Nachdem wir diesen Bereich beinahe schon ganz in unsäglich tote und häßliche Gewerbe-Gebiete außerhalb der Stadt verlegt – outgesourced – haben wie andererseits auch „Leben und Wohnen“ in künstliche Trabantenstädte weitgehend ausgelagert ist (wie es in dem vorangehenden, etwas überspitzt formulierten Text des Münchner Kabarettisten Helmut Ruge zum Ausdruck kommt). Ebenso die kulturell wertvollen Altstadt-Kinos – Man läßt einfach eines nach dem anderen zugrunde gehen und sieht tatenlos dabei zu, wie sie von uniformen und häßlichen Kino-Supermärkten, in zumeist wenig ansprechenden Gebieten gelegen, verdrängt werden. Wo bleibt hier die dringend erforderliche Lenkung? Was wäre denn so schrecklich daran, endlich wieder Politik zu betreiben, die auch diesen Namen verdient, d.h., das Gemeinwesen zu steuern, anstatt dessen Entwicklung oder Untergang nur dem Autopiloten des freien Markts mit seinen vorrangigen und in der Regel wertfreien Profit-Interessen zu überlassen, wobei wir uns auch dringend mit der Problematik der Gentrifizierung auseinanderzusetzen haben. Denn je attraktiver die innerstädtischen Isarbereiche tatsächlich gestaltet werden, desto mehr verstärkt sich auch dort noch diese allgemeine, gerade für München längst katastrophal gewordene Tendenz. Dann steigen in dieser Gegend die Mieten noch schneller, kommen noch mehr und noch finanzkräftigere Mieter von außerhalb, die den neu gewonnen Charme, wie überall, gleich zu einem guten Stück wieder hinwegkonsumieren, mit der Folge eines weiteren Exodus unter den letzten Ur-Einwohnern dieser Stadt. Eine gelungene urbane Mischung lebt aber auch – und das zu einem großen Teil – von der Sozio-Diversität ihrer Bevölkerung.

 

Nun war hier bisher im Zusammenhang mit genannten stadtplanerischen Vorüberlegungen nur von möglichen Maßnahmen in den Randbereichen, oberhalb des Flußbetts, die Rede. In der Tat sind die Möglichkeiten der Renaturierung in diesem städtischen Abschnitt durch die beiderseitigen hohen Kai-Mauern nördlich der Praterinsel, spätestens ab dem Max-Wehr, sehr eingeschränkt. Doch auch dazu wurden einige realistische und interessante Ideen ins Spiel gebracht, die ebenfalls hier einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten, damit sie im Getriebe behördlichen Routine nicht unter die Räder kommen: So könnten an den Kaimauern entlang zahlreiche Abstiege angebracht werden, durch die das Flußbett bei Niedrigwasser zugänglich gemacht würde, auch in Kombination mit einem Holzsteg als durchgehender Weg mit Aussichtsplattformen.

Und das Gewässerbett selbst ließe sich leicht mit strömungsverwirbelnden „Störsteinen“, die zudem als Fischunterstände wertvolle Dienste leisteten, noch deutlich aufwerten.

Wer sich bei der Entwicklung des Isarplan 2.0 einbringen, beteiligen und mit diskutieren möchte, ist dazu jederzeit herzlich eingeladen und kann sich mit seinen Textbeiträgen direkt an Forum und Redaktion Die neue Isar wenden, unter Mail: nymphenspiegel@aol.com. Die innovativsten Beiträge darunter werden fortlaufend in den weiteren Bänden dieser Buchreihe publiziert.

Ausführliche Informationen zum Isarplan 2.0 finden Sie in Band 4 Die neue Isar, der zu Beginn dieser Seite vorgestellt wird.

Ralf Sartori

 

 

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